Zusammen mit der Choralsingschule gibt es Konzerte in Jerusalem und Bethlehem. Im Dezember steht zudem das Weihnachtsoratorium in der Dresdner Frauenkirche an.
Gütersloh (nw) Dass es in Israel gerade wieder politisch kriselt, kann den Bachchor Gütersloh nicht davon abhalten, in den Nahen Osten zu reisen. Gemeinsam mit der Choralsingschule geht es vom 29. September bis 6. Oktober ins Heilige Land. Dort stehen nicht nur zwei Konzerte der Erlöserkirche in Jerusalem und der Geburtskirche in Bethlehem, sondern auch Ausflüge nach Hebron sowie an den See Genezareth an. Eines von mehreren Highlights in diesem Jahr. Nach Israel werden die 40 Sängerinnen und Sänger unter Kirchenmusikdirektor Sigmund Bothmann nicht nur von acht Mitgliedern des Fördervereins, sondern auch von Pfarrer Stefan Salzmann begleitet, „der uns über Israel informiert und theologische Hintergründe beleuchtet“, da die Fahrt bewusst als Pilgerreise angelegt ist, wie Bothmann erklärt. Untergebracht wird die Gruppe im German Hospice St. Charles in Jerusalem. Finanziert wird die Reise durch Eigenbeiträge, es gibt aber auch Geld vom Förderverein und von der evangelischen Kirchengemeinde.
Ein weiteres Großereignis sind zwei Konzerte mit Bachs Weihnachtsoratorium am 15. und 16. Dezember in der berühmten Dresdner Frauenkirche. „Das ist für Chorsänger so bedeutsam wie für ein Orchester die Einladung in die Berliner Philharmonie“, sagt Bothmann. Obwohl das Konzert noch lange hin ist, seien schon viele der 2.000 Sitzplätze verkauft. Das ist umso erstaunlicher, weil wenige Tage zuvor bereits der Chor der Frauenkirche an vier Abenden hintereinander das berühmte Werk spielt. Eingeladen vom Geiger Daniel Hope, der eine Konzertreihe dort verantwortet, wurde eigentlich das Orchester „L’arte del mondo“ aus Leverkusen für die Aufführung des Oratoriums. Den Chor konnte das Orchester selbst bestimmen. Die Wahl fiel auf die Gütersloher Sängerinnen und Sänger. Mit dem in historischer Aufführungspraxis spielenden, vielfach preisgekrönten Orchester verbindet den Bachchor schon ein lange Zusammenarbeit. Die Leitung in Dresden hat Orchestergründer Werner Ehrhardt. Bei der Aufführung am 10. Dezember in Gütersloh dirigiert Bothmann selbst.
Mit „L’Arte del mondo“ bestreitet Bothmann auch das Passionskonzert am Sonntag, 19. März. Gespielt wird das Oratorium „Die sieben letzten Worte des Erlösers am Kreuze“, das Joseph Haydn ursprünglich für die
Jesuitengemeinde im spanischen Cadiz als reines Orchesterwerk komponiert hat. Das Stück war so erfolgreich, dass es Haydn auch für Streichquartett bearbeitete und eine Klavierfassung erstellte. Erst später habe Haydn den Text für Chor und Solisten dafür verfasst.
„Das Stück ist selten zu hören, weil die Stimmführung ungewohnt ist und höchste Ansprüche an den Chor stellt“, sagt Bothmann. Ganz zum Schluss, beim effektvollen „Terremoto“ (Erdbeben) kommen dann auch Trompeten,
Posaunen und Pauken zum Einsatz. Die Solisten sind Cornelie Isenbürger (Sopran), Geneviève Tschumi (Alt), Paul Schweinester (Tenor) und Markus Krause (Bass).
Weitere Auftritte gibt es bei der Langenachtderkunst am Samstag, 20. Mai, mit einem „Best of Händel“ um 20, 21 und 22 Uhr sowie beim Ostergottesdienst.
Artikel aus NW vom 4. März 2023 (Matthias Gans)