Weihnachtskonzert mit festlichen Werken von Händel und Bach.
Der Bachchor und die Solisten des Orchesters L’arte del mondo begeistern bei ihrem Weihnachtskonzert mit festlichen Werken von Händel und Bach.
Gütersloh. Zu einer Zeitreise von 1727 bis 1742 lud der Bachchor Gütersloh plus Solistinnen und Solisten und dem Orchester L’arte del mondo die Besucher seines Weihnachtskonzerts in die Martin-Luther-Kirche; auf dem Programm standen festliche Werke der beiden Barock-Giganten Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach.
Den Auftakt bildete die 1727 zur Krönungsfeier des englischen Königs George II. entstandene Coronation anthem „Zadok the priest“ von Georg Friedrich Händel. Die erste dieser vier Anthems ist auch mit Abstand die populärste und meistaufgeführte. Eine langsame, gleichsam sich an das Thema herantastende Instrumentaleröffnung
mündete in die gewaltige namensgebende Chorpassage. Die Deutung des Bachchors beeindruckte in ihrem differenzierten Klangbild und ihrer sehr guten Textverständlichkeit, die Wirkung war majestätisch, aber nicht pompös.
15 Jahre später entstand Händels Oratorium „Der Messias“ mit Texten der King-James-Bibel und des „Book of common prayer“. Aus dem knapp dreistündigen Werk hatte Siegmund Bothmann eine Passage aus dem ersten Teil ausgewählt, der sich mit der Verheißung und Geburt des Heilands beschäftigt. Der lebhaften, klanglich fein austarierten Chorpassage „For unto us a child is born“ folgte die instrumentale
Pastorale „Pifa“, bei dem das Orchester L’arte del mondo eine Kostprobe des besonderen Reizes der historischen Aufführungspraxis mit seinem intimen, warmen Klangbild präsentierte. In den sich anschließenden Sopranpassagen von Accompagnati, Rezitativen und Air wusste der einschmeichelnde Sopran von Catalina Bertucci zu überzeugen; ein besonderes Highlight stellte ihr Duett mit Bettina Pieck (Alt) „He shall feed his flock“ dar, das den Auszug des ersten „Messias“-Teils abschloss.
Aber ein „Messias“ ohne „Hallelujah!“? Unvorstellbar, und so kulmunierte der Händel-Block mit dem Abschlusschor des zweiten Teils. Hervorragende Textverständlichkeit und präzise Ausgestaltung der vier Stimmregister kennzeichneten die Aufführung, eine spezielle Anerkennung ist den Sopranen zu zollen, die auch die extremen Höhen wunderbar beherrschten.
Johann Sebastian Bachs „Magnificat“ siedelt sich in der BWV243-Fassung zwischen 1732 und 1735 an und wurde auch für die Weihnachtszeit geplant und aufgeführt. Gegenüber den zuweilen mächtigen Händel-Chören wirken die Bach’schen etwas schlanker, quirliger, dynamischer, eine Herausforderung, der der Bachchor glänzend gerecht wurde. Im „Magnificat“ kamen auch die Solisten zu ihren Einsätzen, so die zweite Sopranistin Melanie Hirsch, der Tenor Joo-Hoo Shin und der Bass Andreas Jören, die ihre Partien durchweg souverän bewältigten. Besonders hervorzuheben ist aber die Altistin Bettina Pieck, die neben ihren Soloeinsätzen auch noch das Altregister im Bachchor verstärkte. Ein Highlight der Aufführung war ihr „Esurientes“ in der Begleitung von zwei Blockflöten (Stefanie Kessler, Juli Wang), deren warmer Klang ihre Solopartie zu einem besonderen musikalischen Moment werden ließen.
Dem prachtvollen Finale des „Magnificat“ folgten zwei Zugaben: „Es ist ein Ros’ entsprungen“ in einer sehr zarten, einfühlsamen Ausgestaltung und noch einmal das „Hallelujah“. Siegmund Bothmanns engagiertes Dirigat, die Präzision des Chores und die durchweg gut bei Stimme agierenden Solisten machten das Weihnachtskonzert zu einem besonderen Erlebnis, das vom Publikum mit stehenden Ovationen honoriert wurde.
(NW vom 20.12.22, Rainer Gerbaulet)
Bachchor schafft bewegendes Hörerlebnis
Gütersloh (gl). War das ein stimmungsvoller Auftakt zur Vorweihnachtszeit, den das traditionelle Konzert des Bachchors Gütersloh amSonntagabend geboten hat. Dabei war die Martin-Luther-Kirche ein durchaus würdiger Aufführungsort für Georg Friedrich Händels jubelndeHymne „Zadok the Priest“, die bei Krönungen der britischen Monarchen in der Londoner Westminster Abbey erklingt.
Nicht genug, werden Fußballfans die festliche Hymne auch als „ihre“ Hymne der Champions League erkannt haben. Aber ungeachtet dessen, erzeugt sie noch 300 Jahre später Gänsehaut. Nach einer mit 22 Takten sehr ruhigen Einleitung überwältigt der von Pauken und Trompeten dynamische Choreinsatz. Und auch die ungeheure Leistung von Kirchenmusikdirektor Sigmund Bothmann, „seinen“ Chor auf ein so hohes Niveau gebracht zuhaben. Unglaublich, wie fein er alle Stimmregister zieht, wie perfekt der Zusammenklang mit den flexibel und sensibel agierenden Musikern des Orchesters l’arte del mondo ist.
Fast hätte es den „Messias“ nicht gegeben. Zum Glück konnte der Librettist Charles Jennens den gichtkranken 56-jährigen Georg Friedrich Händel doch überreden. Nach der Uraufführung vor 280 Jahren war der Ansturm so groß, dass die Damen gebeten wurden, ohne die üppigen Röcke zukommen, damit mehr Leute in den Saal passten. Dass die Begeisterung bis heute anhält, zeigte das ausverkaufte Konzert in Gütersloh. Es war nicht nur der fröhliche Ohrwurm-Satz „For unto us a Child is born“, den der Chor mit Herzblut sang, auch die „Pifa“, das einzige Instrumentalstück, diesich kontrastreich dem wunderbar wiegenden Rhythmus anschließt. Atemlos lauscht man dem Sopran-Solo „Rejoice Greatly“, bei dem Händel alle Register seiner Opernerfahrung zieht und Catalina Bertucci mit ihrer satt timbrierten, klangschönen Stimme verzückte. Und nicht zu vergessen, das „Hallelujah“, das gleich zweimal durch den Kirchenraum strömte.
Was für ein bewegendes vorweihnachtliches Hörerlebnis, das durch Johann Sebastian Bachs prachtvolles „Magnificat“ in D-Dur, BWV 243 einen Höhepunkt erreichte. Auch wenn Bothmann die schlanke Version ohne die eingeschobenen Weihnachtslieder wählte, verfehlte es seine Wirkung nicht. Präzise und sauber intonierte der Chor einen der großartigsten Eröffnungschöre der Musikgeschichte in Bachs Trost spendendem Werk. Das Solistenquintett ergänzte der schlanke Sopran von Melanie Hirsch, der geschmeidige Alt von Bettina Pieck und die soliden Männerstimmen von Joo-Hoon Shin (Tenor) sowie Andreas Jören (Bariton). In nachdenklicher Stimmung vereinen sich drei Sopranstimmen aus dem Chor. Im Mittelpunkt des Magnificats vereinen sich nochmals die Chorstimmen in der großen Chorfuge „Fecit potentiam“. Sigmund Bothmanns Leidenschaft für die Musik wirkte einfach ansteckend.
(Die Glocke vom 20.12.22, Dr. Silvana Kreyer)